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Die Krux mit dem Führerausweis

Gastbeitrag

Die Erfahrung unseres Gastautors Oliver Wolf mit seinem Schwiegervater zeigt: Wer seinen Fahrausweis freiwillig aus Altersgründen abgibt, sollte sich den Ausweis M für ein allfälliges Seniorenmobil sichern!


Nach einem gemeinsamen Abendessen fuhr mein Schwiegervater ein wenig gar langsam aus dem Parkplatz vor unserem Haus. Beim Warten und dem Versuch zu Winken, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis er losfahren konnte.

Es war nicht bloss dieses eine Parkplatzmanöver, sondern vielmehr sein ganzes Fahrverhalten, das sich verändert hatte und uns dazu bewog, das Thema Fahrtauglichkeit mit ihm aufzunehmen. Es war nicht einfach, weder für ihn noch für uns.

Einmal mehr wurde klar, dass die persönlichen Perspektiven im Leben oftmals unterschiedlicher nicht sein können. Wir machten uns Sorgen, dass ihm oder anderen Verkehrsteilnehmern etwas zustossen könnte, während er sich sicher war, dass er gerade dank des besagten Verhalten dafür sorge, dass dem nicht so sei.


Er packte den Stier an den Hörnern und buchte zwei Stunden bei einem Fahrlehrer. Das Resultat: Nach wie vor fahrtauglich. Natürlich war er glücklich und wir mit ihm. Die Monate vergingen und mit ihnen die einen oder anderen Lackschäden, die immer gleich wieder ausgebessert wurden. Das Ersatzauto des Spenglers war immer häufiger auf unserem Parkplatz und mit ihm das Thema am Familientisch. Nach einem kleineren Unfall, bei dem niemand verletzt wurde, entschied sich mein Schwiegervater, den Fahrausweis - noch vor Abschluss der Untersuchungen durch die Polizei - abzugeben. Ein Leben lang selbstbestimmt, wollte er es weder darauf ankommen lassen, zu diesem Schritt bewegt oder gezwungen zu werden, noch das Risiko eingehen, jemand anderen oder sich selbst zu verletzen.


Verabschiedet man sich mit dem Fahrausweis auch von einem Stück Selbstbestimmung?

Nun war er Ausweis-los. Wir hegten grösste Empathie für seine neue Situation und Respekt für seinen Entscheid.

Wie es sich lebt, als aktiver Mensch nicht mehr Auto fahren zu können, kann nur nachvollziehen, wer es schon selber erlebt hat.

Geteiltes Leid ist halbes Leid zieht in diesem Fall nicht. Obschon wir ihn bei gemeinsamen Aktivitäten immer chauffierten, verkomplizierte sich ein Grossteil seiner gewohnten Tätigkeiten. ÖV, Taxi, Fahrgemeinschaften und der Rotkreuz-Fahrdienst waren nicht die Gründe, wieso das eine oder andere nicht mehr unternommen wurde. Das grösste Hindernis war das Gefühl, nicht mehr jederzeit selbstbestimmt, aktiv und mobil sein zu können. Viele Alternativen zu einem Auto gibt es nicht und so ist auch er bei einem Elektromobil für Senioren gelandet.


Seniorenmobil: Fahrausweis nötig

Auch wenn die Beschaffung eines Seniorenmobils einfach klingen mag, lassen Sie’s sich gesagt sein: dem ist nicht so. Das wäre allenfalls ein weiterer Blogbeitrag, denn hier und jetzt geht es nicht um die Beschaffung, sondern und den Fahrausweis. Wer ein Seniorenmobil mit einer maximalen Geschwindigkeit von 20km/h fahren möchte, benötigt keinen Führerausweis. Wer hingegen 30km/h fahren möchte - und glauben Sie mir, Sie würden das wollen - braucht einen Führerausweis der Kategorie M. In der Welt des langsamen Fahrens, bedeuten 10km/h schneller unterwegs zu sein, alles.

Wer nun seinen vormaligen Führerausweis der Kategorie B abgibt, ohne innert nützlicher Frist einen M-Ausweis zu beantragen, muss mit Teenagern zusammen die Theorieprüfung für Leichtmofas absolvieren, bevor er sein Seniorenmobil ausfahren darf.

Nebst der Tatsache, dass die meisten Leser dieses Blogbeitrags, mich definitiv miteingeschlossen, ohne Auffrischung die Theorieprüfung nicht mehr bestehen würden, hätte dieser Weg im Ernstfall auch etwas Entwürdigendes an sich. Zurück zu meinem Schwiegervater: Er gab seinen Führerausweis B ab, ohne im Austausch einen der Kategorie M zu beantragen. Wir konnten diesen Lapsus gerade noch rechtzeitig korrigieren.


Ausweis Kategorie M sichern

Unabhängig davon, ob jemand beabsichtigt, später mit einem Seniorenmobil zu fahren, ist man gut beraten, sich den Ausweis der Kategorie M zu sichern, selbst wenn dieser in einer Schublade liegen bleibt. Der ganze Veränderungsprozess ist für die meisten Betroffenen auch ohne Theorieprüfung anspruchsvoll genug. Mich graust der Gedanke, wenn meine Töchter in geschätzten 30 Jahren das gleiche Thema mit mir aufnehmen müssen. Wer weiss, vielleicht gibt es bis dann selbstfahrende Fahrzeuge, mit denen man auch ohne Führerausweis unterwegs sein kann. Falls nicht, dann bleibt die Hoffnung, dass bis dann die Seniorenmobile besser aussehen werden.


UNSERE LEARNINGS:

  • Das Thema lieber zu früh als zu spät ansprechen.

  • Allen Beteiligten genug Zeit verschaffen, um sich mit der Thematik auseinandersetzen zu können.

  • Sich mit Alternativen aktiv auseinandersetzen.

  • Mit potentiellen Lieferanten von Seniorenmobilen wirksam verhandeln. Hier mag es von Vorteil sein, wenn die jüngere Generation den Lead übernimmt.

  • Niemals den Führerausweis B abgeben, ohne den M-Ausweis im Austausch zu beantragen.




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